Tenkitten mitten drin:

Ostpreußen und seine Maler 2002

Die Malerei beidseits des Pregel

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In den Jahren zwischen 1855 und 1901 war das Samland mit einem engen Netz von Eisenbahnlinien mit Königsberg verbunden worden, sodass die beliebten Ausflugsziele in Richtung Ostsee- und Haffküste Wohnqualität von Vororten erhielten, weil der höhere Bedarf ihrer Bewohner in Königsberg gedeckt werden konnte. Das Kunstschaffen verlagerte sich von der Stadt ins Samland hinein, was sich auch in der zunehmenden Dichte der hier geborenen und und lebenden Künstler ausdrückte.

Es sind zu nennen die Graphikerin Margarete Wessel *1895 aus Pobethen und Eva Götze (1901-1986), die den Graphiker und Maler Max Schwimmer aus Leipzig heiratete, sowie die Malerin Ida Kaiser *1896 aus Waldau und die Schwestern Ingrid *1907 und Beate Starke *1908, die in Lothringen bzw. Berlin geboren wurden und in jungen Jahren nach Seepothen zogen. Die Bildhauerin Inge heiratete den Pädagogen Buchinger und die Malerin Beate den Schüler der Königsberger Kunstakademie Konstantin Richter-Rethwisch *1908 aus Magdeburg, mit dem sie nach Tenkitten an der Samlandküste zog, an den Ort, der nit dem Namen des Heiligen Adalbert, dem Missionar der Preußen und seinem Todesjahr 997 verbunden ist (beigesetzt zunächst in Gnesen, später nach Prag überführt). - Aber auch die Frische Nehrung und das Frische Haff mit dem malerischen Fischerdorf Marmeln wurde von Künstlern gerne aufgesucht, unter denen sich 1894 auch die Schüler der Akademie in Königsberg Lovis Corinth mit Max Rentel und Wilhelm Wellner befanden. Das Frische Haff mit seinen landschaftlich reizvollen Küsten, war ein traditionell gesuchtes Ziel bei Künstlern.
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Auszug aus dem jährlich erscheinenden Kalender Ostpreußen und seine Maler des Jahres 2002.

Eva Schwimmer



Südfranzösische Impressionen










1933: mit Ehemann Max und
Töchterchen Gabriele


1949 in Berlin
Bilder: Deutsche Fotothek


Nach dem Krieg, in und um Hamburg, gab's dann noch eine spezielle Beziehung:
Gabriele, Tochter von Eva und Max Schwimmer ... verehrt und gemalt von ihm: Horst Janssen!

Eva Schwimmer und ihre Töchter Gabriele - meine Mutter war damals mit ihr befreundet - und
Francis waren, wie viele andere Tenkitter auch, mit auf der "Bolkoburg", die am 25.Januar
um 19:50 aus Pillau auslief und uns am Sonntag den 28. nach Eckernförde brachte. Der
ursprünglich vorgesehene Zielhafen Kiel hatte sich gegen Englische Flieger eingenebelt
und konnte deswegen nich angelaufen werden.

Beate Richter-Starke


In der KAZ vom 8.Mai 1942 (also genau 3 Jahre vor dem Endsieg) eine Meldung über eine Ausstellung von Beate Richter-Starke. Die Richter's waren unsere direkten Nachbarn in Tenkitten. Bilder der Werke unserer damaligen Nachbarin habe ich nicht, nur obigen Zeitungsartikel, zufällig gefunden am 16. Juli 2011 in der KAZ (Königsberger Allgemeine Zeitung). Meine Mutter erzählte immer von der schönen Zeit bei Richters. Es kann sein, dass sie dort einige Zeit gewohnt hat - mein Vater hatte ja seine Unterkunft am Schwalbenberg in Pillau - bevor unser Häuschen am Schlangenweg fertig wurde...
Hier obiger Text:

  Beate Richter-Starke / Eine Bildnisausstellung
 
  Das Portrait "Frau von Ehlern" - die Ausstellung
der Malerin im Kunstsalon T e i c h e r t zeigt nur Bild-
nisse - läßt aus einem dunklen, fast schwarzen Kleid bei
tiefem Halsausschnitt und kurzen Aermeln viel Möglich-
keit, warme braungelbe Töne des Fleisches zu malen.
Der Körper insgesamt jedoch ist sehr wenig modelliert.
So ist das bei allen Bildern; Nur einige große Formen,
die in der Haltung wie zu einem bestimmten Zweck zu-
rechtgerückt sind, die, fast möchte man sagen, konstruierte
Erscheinung der einzelnen Menschen ist der Träger ihrer
höchst persönlichen, beinahe übertriebenen Geistigkeit. Daß
geht so weit, daß das einzelne Bildnis bis in die Bezirke
des Typischen vorstößt. Um hinter Seele und Charakter
zu kommen, sind die Menschen gewissermaßen nach einer
Seite hin "aufgemacht": die Mutter mit ihren Kindern,
die eben die Mütterlichkeit schlechthin bedeuten soll; junge
Mädchen, bald Kinder bald Jungfrauen überhaupt, und
die Frau der Reife. Und für solche Ausdrucksmalerei ist
es denn auch bezeichnend, daß Einzelheiten, Hintergründe,
aber auch Gegenständliches des Vordergrundes fast gar
nicht ausgeführt werden. Die Palette ist meist auf eine
geringe Anzahl von Farben reduziert.
  Manchmal mutet das Ganze nur wie skizziert an.
Immer aber hat sich die Malerin - das muß zum In-
haltlichen ihrer Werke betont werden - nicht mit Zu-
standsaufnahmen der Menschen begnügt, sondern hat
rücksichtslos, breit und ohne Kompromisse den Vorhang
vor ihren Seelen weggezogen.       Ulrich Baltzer.

Mittlerweile weiß ich, daß derartige Artikel, auch die meines Vaters, meistens am Sonntag erschienen. Da hatte die KAZ immer 1 bis 2 Seiten Beilage. Und dort gab es auch immer einen Fortsetzungsroman (heute "Barbara im Zwielicht" - Folge 19), die Verdunkelungszeiten für Ostpreußen (21:15 - 4:20) und einen - an diesem Tag passenden - Witz:


Verdunkelungshinweis...


...mit passendem Witz dazu!
Charlotte - so hieß auch meine Mutter! Ein schöner Name!



nach Beate kommt jetzt ihre Schwester:

Ingrid Buchinger-Starke



Aus diesem Buch las mir meine Mutter 1944 vor: Hitscha, das Fohlen
Das Büchlein schenkte mir - welch eine Überraschung - Gero Richter-Rethwisch, unser
Hausnachbar vom damaligen Schlangenweg - beim Treffen der Tenkitter im Cap Polonio
im Jahre 2010. Er wußte davon aus einem Artikel in der KAZ aus 1944, den ich ihm mal
gegeben hatte. Nochmal: Vielen Dank!