Königsberg im Preußenland, liebste, schönste Stadt auf Erden, wer Dich einmal hat gekannt, kann Dir niemals untreu werden. O Du Stadt, Du wunderbare, Heimat meiner jungen Jahre, Wo mit fröhlichen Genossen meine Jugend froh verflossen. Ach, was waren das für Zeiten ausgelass'ner Dammlichkeiten, Wo wir froh den Humpen schwangen und verrückte Lieder sangen ... Königsberg war stets - man weiß es - Stadt der Arbeit und des Fleißes. Laßt die Tage stramm uns schuften, abends laßt die "Blumen" duften. Fröhlich ist der Königsberger, und er hockt nicht gern zu Haus, Nach des Tages Müh' und Ärger geht er abends aus sich raus. Zahlreich gibts Gelegenheiten, sich Zerstreuung zu bereiten, Krüge gab es sonder Zahl, auch mit Kegelbahn und Saal, Alle Nas' lang ein Lokal! Wer die Wahl hat, hat die Qual. Die Geschmäcker sind verschieden : Der trinkt gern ein Glas in Frieden, Jeder geht gern, wo was los ist, wo Klamauk und und Trubel groß ist. Der liebt Saxophon und Geigen, jener wieder mehr das Schweigen. Der ist gern im großen Haufen, jener mehr für's stille Saufen; Dieser sucht das Weibliche, der ist mehr für's Leibliche. Jener ist für kleine Helle, der für vornehme Hotelle, Sitzt im eleganten Saal, - der im kleinen Flecklokal. Der liebt noblen Lebenswandel, und der andre liebt Machandel. Dieser riecht gern Parmaveilchen, der ißt gern Kartoffelkeilchen. Der trinkt Wein und Ponarther, Sekt mit Porter - noch aparter! Der trinkt Koks und der Meschkinnes, wo bloß Sprit und Honig drin is. Münchner Spaten gut für'n Durst, Pillkaller mit Leberwurst, Nikolaschka mit Zitrone, Grog und Rum ist auch nicht ohne. Mancher Krug zeigt, viel beachtet, eine Fahne: "Frisch geschlachtet", Wellfleisch, Eisbein, Sauerkohl, Wurstsupp und viel Alkohol. [..] Doch an Sonn- und Feiertagen wir uns in die Büsche schlagen, Mit der Bahn, zu Fuß und Rad strömt die Menschheit aus der Stadt, Auf der kurvigen Chaussee brausen Autos an die See. Schlanke Boote auf dem Pregel blähen ihre weißen Segel. Paarweis', auch zu drei'n und vier'n sucht man sich zu amüsiern. Wenn man mahnt, dann heißt es prompt: "Nicht mein Tisch, Kollege kommt." Wessen Börse ist zu schmal, geht zum Park "Luisenwahl", Sitzt im milden Sonnenstrahl vor dem "Cafe Julchenthal". Stille herrscht und Sommerfriede in der "Alten Hammerschmiede"; Mit dem Blick zum Zwillingsteich, und der Ober kommt sogleich. Vor der Oberteichterasse rudern Schwäne königlich, Man rührt in der Kaffeetasse und ißt dazu Bienenstich. Willst Du die Natur genießen, wandre rüstig auf den Füßen Nach dem Fürstenteich ein Stück und am Landgraben zurück. Mit der "7" fahr nach Juditten, iß im Grünen Deine Schnitten. Kannst auch "Packheiser" besuchen, da kriegst Kaffee, Bier und Kuchen. Ei, v'leicht findst Du noch paar Kröten, wenn Du in'ne Tasch reinlangst, Komm, dann fahrn wir nach Methgethen, oder hast für Mücken Angst? Geh mal nach "Vierbrüderkrug", da hast Zeitvertreib genug Oder fahr mal raus nach Wargen, "Wurzelkrug" laß lieber aus, Das kann Dir kein Mensch verargen, da kommst lebend nicht mehr raus. O wie schön ist die Natur! Doch am schönsten ist die Tour "Zu den Möven an die See mit Samlandbahn und K.C.E."!
Wer Betrieb will, fährt nach Cranz, da ist Kurkonzert und Tanz, Bei Musik im "Monopol", da fühlt sich die Jugend wohl. Auch bei "Gutzeit" - "Schloß am Meer" bleibt kein Stuhl am Sonntag leer. Wer es nötig hat, geht baden, Mädchen zeigen blanke Waden. Auch beim Baden in Neukuhren sieht man herrliche Figuren, Läßt sich den Leib bescheinen und ihn von der Sonne bräunen. Horch, in Rauschen rauscht das Meer, rauschen Wälder ringsumher, Und von steiler Küste Rand fährt die Drahtseilbahn zum Strand. Herrliches Georgenswalde, Dich vergißt man nicht so balde, Stolzer Wald auf steiler Höh', und tief unten rauscht die See. Weiter geht es nach Warnicken, Wogen brausen, Möven quieken, Strand liegt ganz voll großer Blöcke, Bernstein, Muscheln, Tang und Stöcke. Für romantische Naturen sind Groß Dirschkeim und Klein-Kuhren, Einsam ist es, wild zerklüftet, scharfer Seewind uns durchlüftet. In Palmnicken und Neuhäuser rauscht die Brandung auch nicht leiser. Rasch die Plossen ausgezogen und hinein in Gischt und Wogen! Wo das Land ein Ende nimmt, wo der Peyser Bulle schwimmt, Wo man sich im Sande aalt, wo des Nachts der Leuchtturm strahlt, Seestadt Pillau kennen alle, überhaupt die "Ilskefalle". So genießet froh ein jeder unsre schönen Samlandbäder, Glücklich und in vollen Zügen schönstes Feiertagsvergnügen. Wenn die Sonn' im Meer versinkt, man den letzten Schoppen trinkt, Fährt nach Haus (mit Mißvergnügen) wieder man in vollen Zügen. Müde bist fohrts wie ein Bär, aber Sitzplatz gibts nicht mehr. Kommst am Nordbahnhof Du an, kriegst grad noch ne Straßenbahn, Rotgebrannt kommst dann nach Haus, krauchst ins Bett und streckst Dich aus, Freust Dich wie ein Wichtelzwerg, bist zu Haus in Königsberg.Die KAZ-Redaktion
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Aus der Festschrift 100 Jahre "Königsberger Allgemeine Zeitung" von 1975, Seite 86 Tenkitten wurde zwar nicht erwähnt, wahrscheinlich weil es erst in Neuhäuser einen Bahnhof gab... Obige Bilder waren nicht Bestandteil des Gedichtes. Gefunden im Internet. |